Kinder wollen von Natur aus lernen, sind wissbegierig und löchern uns Eltern mit ihren Fragen. Häufig können wir aber feststellen, dass dies schon im Laufe der Grundschulzeit aufhört. Es hat jedoch schwerwiegende Folgen, weil Lernen nur dann gut funktioniert, wenn man motiviert und interessiert dabei ist.
Eigenes Lernverhalten
Ich gehöre zu den Menschen, die ganz gut unter Zeitdruck arbeiten können. Ich brauche diesen festen Endpunkt. Das war schon in der Schule, im Studium und auch in den weiterführenden Ausbildungen so.
Das bedeutet aber, dass von außen ein Endpunkt bestimmt wurde. Ja, und ich hatte in der Schule jahrelang gelernt, dass dieser Endpunkt sich nicht verschieben lässt, aber ich habe auch die Erfahrung gemacht, dass dieser Zeitraum nicht immer für mich gereicht hat.
Wie war/ ist das bei Ihnen?
Haben Sie sich schonmal gefragt, wann Sie am besten lernen können?
- Brauchen Sie einen von außen gesetzten Endpunkt?
- Woher holen Sie sich Ihre Motivation?
- Lernen Sie zurzeit etwas Neues – eine Sprache, etwas Handwerkliches oder für Ihre Arbeit?
- Brauchen Sie Lernpartner oder sind Sie lieber allein?
- Wie gestalten Sie sich Ihre Lernumgebung?
Vergleichen Sie Ihr eigenes schulisches Lernen mit Ihrem heutigen Lernverhalten. Gibt es da Unterschiede?
Wie viel Zeitraum können sich Kinder nehmen?
Kinder bestimmen in ihrer frühen Entwicklung ihren Zeitraum für das Lernen von bestimmten Eigenschaften, Bewegungen und auch kognitiven Aneignungen (unbewusst) selbst. Bis Kinder in die Schule kommen, entwickeln sie sich ihrem eigenen Lerntempo entsprechend. Jeder noch so kleine Fortschritt wird mit Begeisterung wahrgenommen. Sei es das erste Lächeln, das Kopfheben, das Drehen von einer Körperseite zur anderen oder, oder, oder. Das Kind hat in diesem Alter eine intrinsische (aus sich selbst heraus) Motivation sich weiterzuentwickeln.
Kinder sind von Natur aus neugierig und wissbegierig. Unsere Aufgabe ist es, zu erkennen, für was sich das einzelne Kind interessiert. Dieses Interesse müssen wir nutzen, um seine Stärken zu fördern und ihn zu motivieren sich seiner Schwächen anzunehmen. In diesem Zeitraum des jeweiligen Interesses kann diese intrinsische Motivation für Lernfortschritte besonders gut genutzt werden.
Was will das Kind?
Meine Arbeit ist von der Montessori-Pädagogik stark geprägt. Maria Montessoris Ansichten darüber, wie Kinder lernen, die sie vor allem durch Beobachtung gewonnen hat, überzeugen mich und bieten meiner Meinung beste Möglichkeiten, Kinder in ihrer Entwicklung zu unterstützen. Maria Montessori spricht von sensiblen Phasen, in denen das Kind eine besondere Bereitschaft für das Erlernen einer bestimmten Fähigkeit hat. Diese Phasen bestehen für einen gewissen Zeitraum. Dieser ist aber bei jedem Kind anders. Der Zeitpunkt, wann diese Phase beginnt und wie lang diese Phase dauert, ist individuell unterschiedlich. In diesen Phasen lernt das Kind leichter und mit größerem Fortschritt, wenn ihm die passende Umgebung dazu angeboten wird:
- Ihr Kind zeigt Freude an der Bewegung. Sie beobachten, dass es risiko- und experimentierfreudiger wird. Bieten Sie ihm altersentsprechen drinnen und draußen die Möglichkeit sich auszuprobieren: z.B. Balancierübungen, abwechslungsreiche Klettermöglichkeiten (in der Natur, in der Sporthalle, zu Hause), Parcours im Garten oder in der Natur
- Ihr Kind zeigt Freude an Ordnung, bieten Sie ihm z.B. Sortierübungen, Faltübungen, Bügeln (mit „nur warmem“ Bügeleisen) an; auch das Fegen und bestimmtes Putzen kann übernommen werden
- Ihr Kind zeigt Freude an Sprache, machen Sie gemeinsam Sprachspiele (z.B. Reime, Sprechen in verschiedenen Lautstärken, Nachahmung von Lauten, „Robotersprache“), Geräusche erkennen, Vorlesen, gemeinsames Lesen, Rollenspiele
Jedes Lernen passiert in bestimmten Phasen. In diesem Zeitraum einer Phase wird besonders gut gelernt, wenn das Kind selbstbestimmt, durch geeignete Anregungen, lernen darf.
Die oben genannten Beispiele sind nur eine kleine Auswahl an Anregungen. Beobachten Sie ihr Kind, um herauszufinden, was es gerade besonders mag. Unterstützen Sie es dann in seinem Lernprozess. Bieten Sie ihm etwas an, mit dem es seinen Erfahrungshorizont erweitern kann. Überfordern Sie es nicht, es könnte die Lust verlieren. Aber nehmen Sie ihm auch nicht zu viel ab, es könnte ihm vermitteln, dass Sie es ihm nicht zutrauen.
Schulisches Lernen ist vorgegeben
Mit dem Schulstart gibt es diese Möglichkeiten des individuellen Lernens vor allem innerhalb des Unterrichts nur noch eingeschränkt. Stark heterogene Gruppen und ein recht fester Lehrplan bieten nur wenig Möglichkeiten, die Kinder nach ihren Interessen zu fördern und ihnen die Zeit zu geben, die sie benötigen.
Manche Kinder und Jugendliche können den von der Schule vorgegebenen Lernstoff nicht im geplanten Zeitraum bewältigen. Dies liegt daran, dass von außen, z.B. der Schule, nicht nur der Zeitraum bestimmt wird, welcher Lernstoff wann gelernt wird, sondern auch wie groß der Zeitraum zum Beherrschen dieses Stoffes ist. Das hierbei einige Kinder und Jugendliche nicht Schritt halten können, erklärt sich ganz von selbst.
Dem Kind seinen Zeitraum geben
Bei den Kindern und Jugendlichen, die zu mir kommen, sind die Beweggründe, sehr unterschiedlich. Gemeinsam ist ihnen häufig, dass ihr bisheriger Lernweg mit vielen negativen Erfahrungen gepflastert ist und weniger durch Erfolgserlebnisse. Diese sind aber so wahnsinnig wichtig, um Selbstvertrauen aufzubauen und Fortschritte wahrzunehmen. Für meine Arbeit ist es also von hoher Bedeutung nicht nur die Schwierigkeiten zu analysieren, um zu wissen, wo ich mit dem Lernstoff ansetzen muss, sondern besonders wichtig ist es, dem/der Lernenden bewusst zu machen, was er/sie bereits kann. Das bezieht sich auch auf Erfolge und Eigenschaften, die beim ersten Hinsehen vielleicht gar nichts mit den vorhanden Schwierigkeiten zu tun haben.
Ich gebe Ihrem Kind den ZEITRAUM, den es braucht,
um etwas Neues zu lernen.
Kann ich auch Ihrem Kind auf seinem Lernweg helfen?