Jeder Elternteil kennt diesen Satz: „Du hast versprochen, wir spielen noch!“ Vielleicht ist es ein langweiliger Nachmittag, vielleicht ein Versprechen vom Vortag, das Sie in einem stressigen Moment leichtfertig gegeben haben. Doch für Ihr Kind hat diese Aussage Gewicht – und wie wir mit solchen Versprechen umgehen, prägt nicht nur die Beziehung zu unseren Kindern, sondern auch ihre Entwicklung.
Warum Versprechen für Kinder so wichtig sind
Für Kinder ist die Welt oft unübersichtlich. Strukturen, Verlässlichkeit und Rituale geben ihnen Orientierung und Sicherheit. Wenn Eltern eine Abmachung treffen, sei es ein Versprechen oder eine Zusage („Nach dem Essen gehen wir auf den Spielplatz“), wird dies für das Kind zu einem inneren Anker.
Das Einhalten dieser Abmachungen signalisiert:
„Du bist mir wichtig“: Ihr Kind fühlt sich ernst genommen und wertgeschätzt.
„Die Welt ist verlässlich“: Es lernt, dass Worte und Handlungen Hand in Hand gehen.
„So funktioniert Vertrauen“: Kinder entwickeln ein grundlegendes Vertrauen – in Sie als Eltern und später auch in andere Menschen.
Umgekehrt kann das regelmäßige Brechen von Versprechen zu Unsicherheit führen. Kinder könnten lernen, dass Absprachen keine Bedeutung haben oder dass sie ihren Eltern nicht vertrauen können.
Was passiert, wenn wir Absprachen nicht einhalten?
Es gibt Tage, da kommt uns der Alltag dazwischen. Der Arbeitstag dauert länger, die Hausarbeit türmt sich, und das spontane Eis essen, das Sie „versprochen“ haben, rückt in weite Ferne. Solche Situationen sind normal, doch sie bergen die Gefahr, dass Kinder diese Erfahrung negativ interpretieren.
Wiederholte Enttäuschungen können:
das Vertrauen schwächen – Kinder fühlen sich weniger sicher.
Wut und Frustration auslösen – insbesondere, wenn sie das Gefühl haben, dass ihre Bedürfnisse ignoriert werden.
Vorbildwirkungen haben – Kinder könnten selbst lernen, ihre Zusagen nicht ernst zu nehmen.
Wie Eltern Absprachen besser gestalten können
Niemand ist perfekt, und das müssen Sie auch nicht sein. Entscheidend ist nicht, dass Sie immer alles einhalten, sondern wie Sie damit umgehen, wenn es einmal nicht funktioniert.
Versprechen bewusst geben: Überlegen Sie genau, bevor Sie ein Versprechen machen. Ein „Vielleicht spielen wir später“ ist besser als ein leichtfertiges „Ja, wir spielen nachher“, das Sie nicht einhalten können.
Offen und ehrlich kommunizieren: Wenn etwas dazwischenkommt, erklären Sie es Ihrem Kind. „Es tut mir leid, dass wir heute nicht spielen können, ich bin sehr müde, aber morgen finden wir die Zeit dafür“ zeigt, dass Sie das Bedürfnis Ihres Kindes ernst nehmen.
Lösungen anbieten: Falls ein Plan geändert werden muss, bieten Sie Alternativen an. „Wir schaffen es heute nicht auf den Spielplatz, aber wie wäre es mit einem kurzen Spiel zu Hause?“
Verlässlichkeit vorleben: Kinder lernen am Modell. Wenn sie sehen, dass Sie Ihre Abmachungen ernst nehmen, werden sie dieses Verhalten nachahmen.
Warum es auch okay ist, Fehler zu machen
Wir sind keine perfekten Eltern – und das ist gut so. Fehler und Enttäuschungen gehören dazu und können wertvolle Lernerfahrungen für Kinder sein. Entscheidend ist, wie Sie mit diesen Situationen umgehen. Wenn Sie Ihren Fehler zugeben und sich bemühen, es beim nächsten Mal besser zu machen, zeigen Sie Ihrem Kind eine wichtige Botschaft: Niemand ist perfekt, aber Ehrlichkeit und Bemühen zählen.
Das Einhalten von Absprachen ist mehr als nur eine Frage der Höflichkeit. Es stärkt die Beziehung zu Ihrem Kind, vermittelt Sicherheit und lehrt es, dass Vertrauen und Verlässlichkeit essenziell sind. Natürlich sind wir nicht unfehlbar – aber wenn wir bewusst und ehrlich mit Versprechen umgehen, geben wir unseren Kindern ein Geschenk, das ein Leben lang nachwirkt.
Also, wenn Ihr Kind das nächste Mal sagt: „Du hast versprochen, wir spielen noch“, nehmen Sie sich einen Moment Zeit. Nicht, weil Sie alles stehen und liegen lassen müssen, sondern weil dieses Versprechen für Ihr Kind die Welt bedeuten könnte.